Zinsen und (reale) Immobilienpreise in Deutschland

30.11.2022

Nach der gängigen Geldtheorie sollten Zinsen und Immobilienpreise negativ korrelieren. Was theoretisch logisch klingt, ist empirisch deutlich komplizierter.

Die Abbildung oben zeigt, dass die realen (preisbereinigten) Immobilienpreise über die Jahrzehnte schwanken. Generell scheinen sie aber relativ stabil zu sein, was bedeutet, dass sich die Immobilienpreise im Durchschnitt mit der Inflationsrate zusammen bewegen. Dies erscheint nur logisch, wenn wir uns darin erinnern, dass die Inflationsrate wiederum stark mit der durchschnittlichen Lohnsteigerung korreliert. Wenn die Menschen mehr Geld verdienen, können sie auch mehr für Immobilien ausgeben.

Der Zins hingegen scheint keinen großen Einfluss zu haben. Zu Zeiten der D-Mark gingen die Zinsen mal hoch und mal runter, was mit leichten gleichgerichteten Schwankungen der Immobilienpreise einherging. Die Erklärung wäre wohl, dass die Zinsen immer dann sinken, wenn eine Rezession da ist. Diese bedeutet gleichzeitig, dass die Kaufkraft in der Wirtschaft (zu) niedrig ist. Damit wird auch der Preis von Immobilien wohl eher schwach steigen oder sinken. Insofern ist diese Korrelation nicht überraschend.

Mit der Einführung des Euros hat sich die Sache etwas verändert. Nun sinken seit Mitte der 1990er Jahre die deutschen realen Immobilienpreise. Zinserhöhungen und Zinssenkungen haben nun keine positive Korrelation mehr mit den realen Immobilienpreisen. Stattdessen gehen diese bei Nullzinsen innerhalb von zehn Jahren durch die Decke, was aber nicht auf den Nullzins zurückgeht. Denn schließlich sanken bei demselben Nullzins die realen Immobilienpreise in Spanien und Irland, die ja auch in der Eurozone sind. Im Hintergrund ist es wohl eher eine Reallokation der Immobilienportfolios. Investoren verkauften in Spanien und Irland und kauften in Deutschland. 

Zudem wurden die spanische und die irische Wirtschaft durch Austeritätspolitik in die Rezession gezwungen und dann in eine jahrelange Schwächephase, die mit höheren Staatsausgaben wesentlich besser verlaufen wäre. All dies macht deutlich, dass der Zins nicht monokausal der einzige oder auch nur wesentliche Faktor ist, welcher auf die realen Immobilienpreise einwirkt.