Wohnungsbauziel verfehlt - woran mangelt es?

01.12.2022

Die Bundesregierung wird ihr Wohnungsbauziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wohl verfehlen. Woran liegt das?

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht geschrieben:

Unser Ziel ist der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen. Dafür werden wir die finanzielle Unterstützung des Bundes für den sozialen Wohnungsbau inklusive sozialer Eigenheimförderung fortführen und die Mittel erhöhen.

Dieses Ziel wird sie allerdings nicht erreichen, so wie es aussieht. Die Zeit schrieb dazu kürzlich (unter Berufung auf eine andere Zeitung):

Als Gründe für den deutlichen Rückgang nannte Gedaschko der Bild die erheblich gestiegenen Materialkosten am Bau, die höheren Zinsen sowie gesunkene staatliche Förderung. Dadurch müssten Bauherren bis zu 60 Prozent mehr Miete verlangen als noch vor zwei Jahren. "Das kann niemand mehr bezahlen", sagte Gedaschko. Er forderte die Bundesregierung auf, über die Staatsbank KfW die Zinsen für Baudarlehen auf ein Prozent zu deckeln. 

Hier wird deutlich, dass höhere Zinsen zu mehr Mieten führen, was zumindest diesen Preis nach oben und nicht nach unten treibt. Die Idee, die Zinsen für Baudarlehen zu deckeln, ist daher gar nicht schlecht. Eine weiterführende Idee wäre, den Staat direkt finanzieren zu lassen. Schließlich kann der Staat als Schöpfer der Währung neues Geld in Umlauf bringen und ist nicht auf eine Rückzahlung irgendwelcher Schulden angewiesen. Ein „Sondervermögen Wohnungsbau“ beispielsweise wäre eine gute Idee, um den Wohnungsbau in Schwung zu bringen.

Solange die Ressourcen verfügbar sind, kann auch gebaut werden. Die Materialkosten sind nun gerade mal gestiegen, aber sie werden sicherlich auch wieder sinken. Der Staat kann die von ihm finanzierten Wohnungen so betreiben, dass in Zeiten hoher Materialkosten die Mieten geringer ausfallen als marktbedingt und in Zeiten niedriger Materialkosten die Mieten höher ausfallen als marktbedingt. So könnte er Preise glätten und inflationsdämpfend wirken. Zudem wäre so gewährleistet, dass der Staat seine Ziele auch erreicht. Am privaten Wohnungsmarkt werden bevorzugt Wohnung für Wohlhabende gebaut, weil damit höhere Gewinne zu erzielen sind. Allerdings wird ein Großteil der Bevölkerung so nicht mehr versorgt.

Sollten tatsächlich nicht genügend Ressourcen vorhanden sein - wovon wir bei aktuell 2,5 Millionen Arbeitslosen aber nicht ausgehen sollten - dann könnte der Staat versuchen, die Nutzung dieser Ressourcen in anderen Sektoren einzuschränken. So wäre es möglich, die freigewordenen Ressourcen dann für den Bau von 400.000 Wohnungen einzusetzen, wenn dies eine politische Priorität hat. Übrigens liegt mit der Fehmarnbeltquerung aktuell die größte Baustelle Europas im Norden Deutschlands.