Wie lange bleibt die Inflationsrate hoch?
Die Inflationsraten sind weltweit noch etwas erhöht, teilweise aber auch schon unter der Zielinflation (Japan). Ein Blick in die britische Historie zeigt: Inflationsraten bleiben nicht dauerhaft hoch.
Der Rückgang der Energiepreise hat auch die Inflationsraten wieder absinken lassen. 2024 sieht nicht nach einem Jahr aus, in dem die Inflationsrate ansteigt. Eher stellt sich die Frage, ob nicht die Inflationsrate am Ende des Jahres sogar negativ werden könnte. Warum? Wenn höhere Energiepreise einen Anstieg der Inflation verursacht haben, dann sollte deren Absinken mit Deflation einhergehen. Allerdings klebt das Preisniveau immer ein bisschen wie Kaugummi unter dem Schuh, und zwar dann, wenn die Löhne mal etwas schneller steigen als Reaktion auf höhere Preise. Während dies in Deutschland nur ein bisschen der Fall war, könnte es dennoch sein, dass die Inflationsrate Ende 2024 wieder nahe an der Null ist.
Neben der theoretischen Argumentation ist auch die empirische Seite interessant. Die Abbildung oben zeigt Konsumentenpreisinflation in Großbritannien. Die Datenreihe beginnt im Jahr 1210 (!) und geht bis 2016. Es ist aber deutlich zu sehen, dass auch die letzte Inflation in der historischen Betrachtung kein einmaliges Ereignis war. Mit gut zehn Prozent Inflation wurde ein eher geringer Wert erreicht, wenn wir uns die letzten 800 Jahre ansehen. Natürlich hinkt der Vergleich etwas, denn eine moderne Wirtschaft ist etwas völlig anderes als eine mittelalterliche Wirtschaft, als 99 Prozent der Menschen wahrscheinlich eh nur das konsumierten, was sie herstellten. Nichtsdestotrotz sehen wir, dass es keine Jahre von hohen Inflationsraten gab, die dann womöglich auch noch außer Kontrolle gerieten (Hyperinflation).
Solange eine Wirtschaft keinen Angebotsschock erleidet (durch Naturkatastrophen, Klimawandel, etc.) und es keine Staatsverschuldung in ausländischer Währung gibt, ist auch in einer modernen Wirtschaft nicht zu erwarten, dass die Inflation sich irgendwie selbständig macht und eine „zu hohe Geldmenge“ oder „zu hohe Staatsausgaben“ irgendwie in eine ständig wachsende Inflation übergehen. Dieses Ergebnis wäre nur wahrscheinlich, wenn das Lohnwachstum und/oder die Zinsen jedes Jahr deutlich exponentiell steigen würden, und dafür gibt es nun wirklich keine Anzeichen. Es ist sicherlich aus gesamtwirtschaftlicher Sicht einiges an Problemen vorhanden, denn weder nachhaltiges Wirtschaften noch Preisstabilität oder Vollbeschäftigung sind erreicht. Angst vor einer sich verstärkenden Hyperinflation allerdings muss sich wirklich niemand machen.