Was ist Makroökonomik einfach erklärt?

09.01.2024

Die Makroökonomik beschäftigt sich mit gesamtwirtschaftlichen Themen wie Höhe der Beschäftigung, Preisstabilität und Verschuldung der Sektoren einer Wirtschaft. Ziel sind Analyse und Entwicklung von wirtschaftspolitischen Instrumenten.

Die Makroökonomik entstand in der Folge des Großen Crash von 1929, einem Börsencrash in New York. Die darauf folgende wirtschaftliche Depression führte in vielen Ländern weltweit zu Massenarbeitslosigkeit und einem deutlichen Rückgang der Produktion. Dazu kamen deflationäre Tendenzen vor allem in der Landwirtschaft, die durch den Preisverfall der Agrarprodukte ausgelöst wurden. Um überhaupt einen Überblick über die Lage der Wirtschaft zu haben, wurden Ökonomen damit beauftragt, eine umfangreiche Statistik zu entwickeln. Dies war die Geburtsstunde der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, welche Größen wie das Bruttoinlandsprodukt oder auch die Arbeitslosenrate und die Inflationsrate (mit Bezug auf die Preise von Konsumgütern) definierte und erfasste. Darauf baute dann die Makroökonomik auf, welche sich im wesentlichen mit Arbeitslosigkeit und Inflation/Deflation beschäftigte. 

Beide Probleme stellten die damaligen Gesellschaften vor große Probleme. Wer keine Arbeit hat, hatte kein Einkommen und war meist arm. Da man Arbeit nicht sparen kann, verfiel quasi die Arbeitskraft, anstatt sie für die Gesellschaft zu nutzen. Inflation und Deflation verändern die Kaufkraft unserer Einkommen und Vermögen, was zu Umverteilung führt, die als ungerecht angesehen werden kann. Zudem kann Deflation negativ auf die Fähigkeit zur Rückzahlung von Schulden wirken, sofern auch Löhne sinken, und Inflation negativ auf Investitionen mit langer Laufzeit, wenn Banken keine langfristigen Kredite mehr vergeben aufgrund der Unsicherheit über die zukünftige Inflation. 

Heute sind die wirtschaftspolitischen Ziele Vollbeschäftigung und Preisstabilität relativ fest verankert. Die Makroökonomik diskutiert u.a. die Frage, wie sich diese Ziele am besten erreichen lassen. In den letzten Jahrzehnten war der Konsens, dass Zentralbanken eine Zielinflation anpeilen sollten, während sich der Staat zurückhält und sich durch Defizitgrenzen oder andere fiskalische Regeln begrenzt. Inflation bekämpft die Zentralbank dann durch höhere Zinsen. Diese sollen zu geringeren Investitionen führen (da die Kapitalkosten gestiegen sind), was zu mehr Arbeitslosigkeit und geringerer Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen führt. Dadurch sinkt der Preisdruck ebenso wie der Lohndruck. Allerdings kamen in den letzten Jahren immer mehr Zweifel an dieser geldpolitischen Strategie auf.

Kritisiert wurde die Erzeugung von Arbeitslosigkeit durch die Zentralbank, denn so wurde das Problem der Inflation auf Kosten der Arbeitslosen gelöst. Dies wiederum führt zu erhöhter Ungleichheit der Einkommen und einer Machtverschiebung Richtung Arbeitgeber. Zudem wirken steigende Zinsen expansiv auf die Wirtschaft, da die Zinseinkommen der Besitzer der Staatsanleihen steigen. Bei relativ hoher Staatsverschuldung kann dieser Effekt ein eventuelles Absinken der privaten Investitionen überkompensieren. Dies gilt vor allem dann, wenn die Immobilienpreise nicht sehr zinssensitiv sind, da z.B. viele Zinsen auf Jahre festgeschrieben sind oder wenn die Fiskalpolitik über steigende Staatsausgaben die Immobilienpreise hochhält. Dies ist beispielsweise in den Jahren 2020 bis 2023 in den USA der Fall gewesen. Hier führten höhere Zinsen nicht zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Eine alternative Sicht auf die Wirtschaftspolitik bietet die Modern Money Theory (MMT). Danach sind es vor allem die Staatsausgaben, welche die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und damit die Nachfrage nach Arbeit bestimmen, während Probleme mit der Inflation angebotsseitige Ursachen haben wie z.B. einen Anstieg der Energiepreise. Inflation wird als komplexes Phänomen verstanden, welches mit Angebotspolitik bekämpft werden muss (z.B. Ausbau erneuerbarer Energien). Eine Reduktion der Nachfrage als generelle Antwort auf zu hohe Inflation, so wie es aktuell der Fall ist, lehnen die Vertreter der MMT ab. Die Nachfragesteuerung einer Bundesregierung müsse für das Erreichen des Ziels der Vollbeschäftigung eingesetzt werden, ergänzt um eine Jobgarantie für die, die arbeiten können und wollen, aber keinen Arbeitsplatz finden.

Die Makroökonomik existiert als eigenständige Disziplin also seit fast einem Jahrhundert. Auch davor wurden makroökonomische Fragen diskutiert, nur meist vor dem Hintergrund von Geldtheorie (z.B. bei Knut Wicksell, Geldzins und Güterpreise, 1898). Verschiedene Denkschulen haben unterschiedliche Ansätze, wie die wirtschaftspolitischen Ziele erreicht werden können. Dazu gehört auch die Wahl des Wechselkursregimes, welches mit einem flexiblen Wechselkurs, einem festen Wechselkurs oder als Teil einer Währungsunion angelegt sein kann. Auch die Diskussion von Lohnstückkosten, Wachstum und Produktivität fällt in den Bereich der Makroökonomik. In jüngster Zeit ist auch die Frage des nachhaltigen Wirtschaftens dazugekommen.