Über den Wert des Geldes und dessen Stabilität

26.03.2024

In einem neuen Arbeitspapier schreibt Randall Wray über Werttheorie und den Wert des Geldes. Es geht dabei um die Frage, wie kapitalistische Gesellschaft funktioniert mit einem staatlichen Geldsystem im Zentrum.

Das Papier von Randall Wray ist bei edi erschienen. In dem Abstract heißt es (Übersetzt mit DeepL):

„In diesem Beitrag werden die Beiträge von Duncan Foley und David Graeber zur Werttheorie der Arbeit, Hyman Minskys Ansatz zur Beziehung zwischen Preisen und Produktion und zur Verteilung des Überschusses sowie der Ansatz der modernen Geldtheorie zur Rolle des Staates im Geldsystem zusammengefasst, um zu zeigen, wie die Werttheorie Licht auf das kapitalistische System wirft, das im Grunde ein "monetäres Produktionssystem" ist.“

Das Papier enthält eine Begründung, warum eine Stabilisierung der Konsumentenpreise durch die Jobgarantie eine gute Idee wäre:

„In Anlehnung an die Erkenntnisse von Marx und Keynes wäre es sinnvoller, zu versuchen, den Wert des Geldes in Form der Lohneinheit zu stabilisieren. Dies steht auch im Einklang mit anderen heterodoxen Ansätzen, die die Lohnstückkosten als primären Bestimmungsfaktor für den Preis ansehen. Arbeit ist nicht homogen, aber sie ist wohl homogener als die Produktion. Der Staat ist ein direkter Abnehmer einer Vielzahl von Arbeitskräften - von relativ unqualifizierten (neue Armeerekruten) bis zu hochqualifizierten (FDA-Forscher). Der Versuch, die Entlohnung für jede Art von Arbeit zu stabilisieren, ist jedoch nicht notwendig und wahrscheinlich auch nicht erwünscht, da es sehr schwierig wäre, die relativen Löhne und Gehälter so zu gestalten, dass die richtigen Anteile der einzelnen Arten von Arbeitskräften herangezogen werden.

Stattdessen könnte die Regierung den Basissatz festlegen und sich bereithalten, jeden einzustellen, der zu diesem Satz arbeiten möchte. Dies ist die Idee hinter Minskys Arbeitsplatzgarantie (JG). Die Marktkräfte würden sich dann an diesen Satz anpassen, wobei die Löhne für qualifiziertere Arbeitnehmer auf ein Vielfaches des Basissatzes festgelegt würden. Wenn die Regierung den JG-Lohn auf 15 Dollar pro Stunde festlegt, wird dies zum effektiven Mindestlohn; der private Sektor (wie auch die Regierung selbst) würde mehr als das zahlen, um die Art von Arbeitnehmern anzuziehen, die für bestimmte Positionen gewünscht werden. In Rezessionen können Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz verlieren, im Rahmen des JG-Programms 15 $ pro Stunde erhalten; in Aufschwungphasen werden mehr Arbeitnehmer durch Angebote über 15 $ aus dem JG-Programm herausgezogen. Auf diese Weise wird der Wert des Geldes mit dem Lohnsatz gleichgesetzt, der für "normale Arbeit" gezahlt wird - also etwa $.“

Damit wäre die Stabilität des Geldwerts in Bezug auf Konsumgüter besser zu erreichen. Die jetzige Theorie der Inflationsbekämpfung geht einen anderen Weg. Hier soll die Zentralbank durch höhere Zinsen die Investitionen absenken, aufgrund der gestiegenen Kapitalkosten. Das allerdings beschert der Gesellschaft eine höhere Arbeitslosigkeit. Das folgenden Absinken von Preis- und Lohnwachstum ist für die Nicht-Arbeitslosen sicherlich eine gute Sache, nur werden die Arbeitslosen vergessen, welche die Inflation „bekämpfen“. Eine derartige Inflationsbekämpfung ist sozial ungerecht. Darüber hinaus funktioniert sie wohl noch nicht einmal. Zumindest haben die höheren Zinsen in den USA die privaten Investitionen nicht zum Absinken gebracht, anders als in Deutschland. Wesentlich für die Frage nach der Höhe der privaten Investitionen sind wohl die Staatsausgaben. Steigen diese, haben die Haushalte und Unternehmen höhere Einkommen und die Wirtschaft brummt. Damit brummt auch die Nachfrage nach Investitionsgütern, da Unternehmen ihre Kapazitäten erhöhen wollen.

Eine bessere und viel direktere Steuerung der Inflation könnte über die Jobgarantie erreicht werden, zumindest wenn diese nachfragegetrieben ist (im Gegensatz zur Energiepreisinflation, die ein Folge steigender Energiepreise ist). Der Staat kann das Lohnwachstum der JG direkt vorgeben, z.B. in schlechten Zeiten mit 5 Prozent und in guten Zeiten mit 2 Prozent. Steigende Löhne führen zu mehr Nachfrage und damit zu mehr Produktion. Auch in der Eurozone legt die empirische Evidenz nahe, dass die Inflationsrate im Wesentlichen eine Funktion der Lohnentwicklung ist (bei gegebener Produktivitätsveränderung). Die Daten für Deutschland sprechen eine deutliche Sprache:

Veränderung der Stundenlöhne in der Industrie (blau) und Inflationsrate (rot)
Veränderung der Stundenlöhne in der Industrie (blau) und Inflationsrate (rot)

Das bedeutet allerdings nicht, dass jede Lohnerhöhung zu mehr Inflation führen muss. Wenn die Löhne steigen, aber andere Produktionsfaktoren geringer entlohnt werden (z.B. geringere Zinsen oder Gewinnspannen), dann kann die Inflationsrate stabil bleiben. Gleichzeitig werden auch die Preise von Vermögenswerten sich verändern, z.B. steigt die Nachfrage nach Reihenhäusern und es sinkt die Nachfrage nach Luxusvillen. 

Sollte es dann zu einem Bauboom bei den Reihenhäusern kommen, kann es sein, dass die Inflation dann doch steigt, weil die Auslastung der Ressourcen bis an die Grenze steigt. Dieser Prozess würde sich aber langsam über Jahre entwickeln. Eine Knappheit an Personal im Bereich Bau würde zu Migration entsprechender Arbeitskräfte nach Deutschland führen, so dass das Lohnwachstum abgeschwächt werden würde.

Die Preisstabilität bzw. der Wert des Geldes ist ein hohes Gut. Die jetzige Wirtschaftspolitik opfert die soziale Gerechtigkeit für die Preisstabilität. Dieser Preis scheint zu hoch zu sein. Mit der Jobgarantie gibt es nun eine plausible Alternative.