Mein Beitrag zur belgischen „Schuldenkrise” in Trends (Belgien)

15.05.2023

Das belgische Magazin Trends hat mich im Rahmen eines Artikels zur vermeintlichen belgischen Schuldenkrise befragte. Hier sind ein paar ins Deutsche übersetzte Auszüge.

"Es gibt keine Staatsschuldenkrise", sagt Dirk Ehnts, ehemaliger Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Flensburg in Deutschland und Organisator des ersten europäischen MMT-Kongresses. Moderne Geldtheoretiker sehen Geld nicht als knappes Gut an.

"Alle Zahlungen des belgischen Staates laufen über die Zentralbank, die als Teil des Euro-Systems nicht ohne Euro auskommt. Das gilt auch für Zins- und Tilgungszahlungen an Anleihegläubiger. Wenn dies geschieht, erhöht die Zentralbank einfach das Guthaben auf dem Konto der Bank des Anleihegläubigers, die wiederum das Guthaben auf dem Konto des Anleihegläubigers (falls keine Bank) erhöht. Dies funktioniert, solange sich die Zentralbank an die Regeln der Eurozone hält, und die EZB hat mit ihrem Transmissionsschutzinstrument (TPI) sichergestellt, dass es keine Probleme geben wird. Dem TPI zufolge muss die EZB genügend Staatsanleihen kaufen, damit den nationalen Regierungen auch bei steigenden Staatsschulden und Zinsen nicht das Geld ausgeht.

SOLANGE DIE EZB STÜTZT, BESTEHT KEINE GEFAHR EINES ZAHLUNGSAUSFALLS".

Dirk Ehnts, Dozent für Wirtschaftswissenschaften

"Wenn Belgien mit einer Staatsverschuldung von 105 Prozent des BIP in einer Schuldenkrise steckt, was ist dann mit Griechenland, das bis 2020 über 210 Prozent erreicht hat? Das ist doppelt so hoch, und trotzdem ist nichts passiert. Wie in den vergangenen Jahrzehnten wird die Staatsverschuldung also weiter wachsen, aber es besteht keine Gefahr eines Zahlungsausfalls, solange die EZB stützt. Solange die Arbeitslosigkeit in der Eurozone über 6 Prozent liegt, dürften hohe (oder moderat höhere) Staatsausgaben die Inflation nicht erhöhen."

Hier noch eine Abbildung zum Stand der Staatsschulden in ausgewählten Ländern der Eurozone: