Mehr Arbeitskräfte, mehr Dienstleistungen

04.01.2023

Der Weser-Kurier berichtet über ein Programm in der Hansestadt Bremen, über das Fachkräfte aus Spanien angeworben werden. Hier wird deutlich, dass die Grenzen der deutschen Wirtschaft durch die Freizügigkeit der EU flexibler geworden sind.

Der Weser-Kurier berichtet vor einigen Tagen mit der Schlagzeile "144 Fachkräfte aus Spanien für Bremens Kitas": 

Die spanischen Fachkräfte könnten als Erzieherinnen und Erzieher in Bremens Kitas die Kinder unterstützen und die Kita-Teams entlasten, sagt Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD): "Sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der Kinder in Bremen und haben hoffentlich in Bremen ihre neue Heimat gefunden."

Hier wird deutlich, dass es in der EU bzw. der Eurozone gerade eine sehr interessante Möglichkeit gibt, Arbeitssuchende aus anderen Ländern nach Deutschland zu holen, damit sie hier arbeiten können. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit in Ländern wie Spanien, Griechenland oder Italien sind dort viele Menschen ohne Beschäftigung. Der Grund dafür liegt in zu niedrigen staatlichen Ausgaben. So werden Güter und Dienstleistungen produziert mithilfe einer Anzahl von Arbeitskräften, die unter der liegt, welche zu Vollbeschäftigung führen würde. Wenn also in Deutschland Arbeitskräfte gesucht sind und in anderen Ländern Arbeitskräfte keinen Arbeitsplatz finden, dann liegt eine Lösung in der Wanderung der Arbeitskräfte nach Deutschland.

Höhere staatliche Ausgaben können also auch dazu benutzt werden, Beschäftigte aus dem Ausland anzuwerben. Diese produzieren dann zusätzliche Dienstleistungen, die von der ganzen Bevölkerung in Deutschland genutzt werden können. Staatliches Geldausgeben führt hier also zu mehr Bruttoinlandsprodukt, denn die Dienstleistungen in den Kitas gehen in das BIP ein. Ein Anstieg der Inflation ist hingegen nicht zu befürchten. Es gibt keine Knappheiten in den Supermärkten. Die erhöhte Inflationsrate ist auf die Unternehmen zurückzuführen, die bei keinen oder niedrigen Kostenerhöhungen ihre Preise deutlich erhöht haben, wie jüngst das ifo-Institut aus München bestätigte

Auch in anderen Bereichen, wo Fachkräfte fehlen oder Infrastruktur nicht vorhanden ist, kann der deutsche Staat mindestens europäisch, aber auch international einkaufen. Der Mythos, dass dann automatisch die Inflation ansteigen würde, ist sicherlich nicht mehr lange zu halten. Die Staatsausgaben sollten, so wie Bremen geschehen, die gesellschaftlichen Defizite beheben. Dabei sind Vollbeschäftigung und Preisstabilität genauso Ziele der Wirtschaftspolitik wie die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und die grüne Null. Wenn Einwanderung zu Inflation führen würde, dann hätten die USA seit Bestehen Hyperinflation gehabt. Das ist erwiesenermaßen nicht der Fall gewesen.

Eine offene Frage hingegen ist, ob es bei mehr als zwei Millionen Arbeitssuchenden in Deutschland tatsächlich nicht möglich ist, auch nur 144 Fachkräfte für Kitas auszubilden. Leider ist die Datenlage nicht so einfach zu interpretieren. Gibt es nicht genügend ErzieherInnen? Leben die woanders und wollen nicht in den Norden ziehen? Sind die Löhne in Bremen zu niedrig? Bevor Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben werden, muss normalerweise immer sichergestellt werden, dass es keine InländerInnen gibt, die zur Verfügung stehen. Wahrscheinlich ist es auch in Bremen so gewesen.