Ist der Euro eine Fremdwährung?

16.02.2024

Seit Beginn des Euros gibt es eine Diskussion darüber, ob es sich bei unser Währung um eine sog. Fremdwährung handelt. In einem Artikel kommen Randall Wray und ich zu dem Schluss, dass das nicht der Fall ist – und auch der Fall ist!

Das Cambridge Dictionary, ein Referenzwörterbuch aus Großbritannien, definiert „fremd“ als „einem Land zugehörig, welches nicht das eigene ist“. In diesem Sinn, so schreiben wir in dem Papier, ist der Euro sowohl fremd wie auch nicht-fremd, denn Christine Lagarde sagte 2020:

„Als einziger Emittent kann das Eurosystem als einziger Emittent von Zentralbankgeld in Euro jederzeit zusätzliche Liquidität nach Bedarf erzeugen.“

Für die Eurozone ist der Euro damit keine Fremdwährung, aber für die Mitgliedsstaaten der Eurozone schon, denn auch andere Mitgliedsstaaten können über die nationalen Zentralbanken, die zusammen mit der EZB das Eurosystem bilden, welche Lagarde in ihrem Zitat erwähnte, Euros erzeugen.

Ebenfalls können die Geschäftsbanken in der Eurozone Guthaben in Euro erzeugen, wenn auch keine Euro selbst – das Monopol bei deren Erzeugung liegt ja beim Eurosystem, wie das Zitat oben belegt. Der Euro, und das dürfte niemanden überraschen, ist halt eine supra-nationale, eine von mehreren Nationen geteilte Währung.

Jetzt mögen einige entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie es denn wohl sein könne, dass ausländische Regierungen und Banken einfach so Guthaben in Euro erzeugen können, mit denen dann hier in Deutschland eingekauft werden kann. Diese Sicht muss allerdings verwundern, denn man kann an Devisenmärkten fast jede Währung in Euro „tauschen“, indem man Euro kauft mit selbst geschöpfter Währung.

Damit sind wir beim Übergang von der Geldtheorie – Zentralbanken schöpfen staatliches Geld, Banken schöpfen Guthaben in staatlicher Währung – zur Makroökonomik: Das Ausgaben von Geld erzeugt Export und Importe, Kaufkraft und Ressourcenbewegungen. Wichtig beim Verständnis der Makroökonomik sind die Grundlagen der Geldtheorie, denn ohne ein solides Fundament werden einem später die makroökonomischen Argumente wie Sand ins Meer rutschen, wenn sie nicht von den richtigen Überlegungen über die Struktur des Geldsystems gestützt werden.