Die Immobilienkrise in China

29.05.2024

Private Investitionen sind wichtig für eine Wirtschaft. Dazu zählen auch Immobilieninvestitionen. China hat aktuell zu viele davon, und der Staat hilft, indem er einen Puffer an Immobilien erwirbt. Wird das gutgehen?

Die NY Times berichtete jüngst, dass in China 4 Millionen Apartments existieren würden, die keiner kaufen wolle. Dazu gäbe es noch 6 Millionen weitere Apartments, die verkauft aber noch nicht gebaut sind. Was für ein ökonomisches Luxusproblem! In Zeiten knappen Wohnraums in Europa und den USA gibt es in China ein Überangebot auf dem Immobilienmarkt. Die Konsequenz würde sein, dass die Preise dieser Apartments sinken, bis sich Käufer finden. Damit werden Immobilien generell billiger, mit anderen Worten erschwinglicher für die Bevölkerung. Die NY Times schreibt (übersetzt mit DeepL):

Stattdessen richten Chinas Spitzenpolitiker den Blick auf die Millionen von Wohnungen, die niemand kaufen will, und versprechen, sie in Sozialwohnungen zu niedrigeren Mieten umzuwandeln. Sie haben 41,5 Mrd. USD zur Finanzierung von Krediten für staatliche Unternehmen bereitgestellt, die damit beginnen, unerwünschte Immobilien zu kaufen - insgesamt entspricht dies einer Fläche von acht Milliarden Quadratmetern, von denen etwas mehr als vier Milliarden Quadratmeter unverkaufte Wohnungen sind, wie das Nationale Amt für Statistik mitteilte.“

Dazu sollen nun die Lokalregierungen anfangen, Immobilien zu kaufen:

„Doch kaum hatten die staatlichen Medien über Herrn He's Aufforderung an die Kommunen, unverkaufte Wohnungen zu kaufen, berichtet, begannen Ökonomen Fragen zu stellen.

Würde man von den lokalen Regierungen erwarten, dass sie alle unverkauften Wohnungen kaufen? Was wäre, wenn sie ihrerseits keine Käufer finden könnten? Und dann war da noch das Preisschild: Wirtschaftswissenschaftler rechneten vor, dass sich ein solches Programm auf Hunderte von Milliarden Dollar belaufen müsste, nicht auf ein Vielfaches von 10 Milliarden.“

Die Ökonomen, die diese Frage stellen, verstehen das Geldsystem nicht. Weder das US-amerikanische noch das chinesische. Der Staat ist Schöpfer der Währung, und wenn er anfängt, Immobilien aufzukaufen, dann kann er das tun. Ein Limit gibt es nicht. Er muss auch keine Gewinne machen. Wenn die chinesische Regierung das wollen würde, könnte sie das Überangebot an Immobilien einfach verrotten lassen. Es ist aber weitaus sinnvoller, einen Puffer an Apartments aufzubauen, um so auf Mieten und Immobilienpreise einzuwirken.

Der Immobilienpuffer funktioniert so. Immer, wenn Käufer Apartments kaufen wollen, können sie wählen zwischen privaten und staatlichen Apartments. Der Staat kann seinen Preis so setzen, wie er möchte, da er keine Gewinne erwirtschaften muss. Er kann also den Immobilienpreis und die Miete von Apartments stabilisieren. Wenn die privaten Apartments zu teuer sind, werden die Interessenten staatliche Apartments kaufen oder mieten. Ist der Marktpreis niedriger als der staatliche Preis, dann werden die Interessenten auf dem privaten Markt kaufen.

So existieren privater Markt und staatlicher Sektor nebeneinander. Der Staat greift in die Preissetzung ein, damit es nicht zu sozialen Spannungen kommt, wenn Immobilienpreis sich in einer Blase befinden und die Kaufkraft der Massen schwindet. Auch bei uns greift der Staat in den Immobilienmarkt ein, indem z.B. Mietsteigerungen nur unter gewissen Umständen möglich sind.

Von den Ökonomen, die sich fragen, wie der Staat das bezahlen kann, sind keine Erkenntnisse zu erwarten. Der Staat gibt das Geld als Monopolist heraus, meist über seine Zentralbank. In China ist es die People's Bank of China, in Deutschland die Deutsche Bundesbank. Wenn jetzt Spekulanten aus dem Westen auf der Grundlage der Einschätzungen von Ökonomen darauf wetten, dass in China die Immobilienpreise kollabieren, könnten sie sich böse die Finger verbrennen. Der chinesische Staat kann einen Pufferbestand an Immobilien aufbauen und so den Marktpreis stabilisieren. Städte wie Wien machen es ähnlich, ziemlich erfolgreich. Und in Deutschland? Hier wird weiter munter privatisiert im vollen Vertrauen darauf, dass die Verfolgung maximaler privater Gewinne mit dem Gemeinwohl übereinstimmt.

Die nächsten Jahre werden zeigen, welche Strategie die bessere ist. Der Staat mit einem Pufferbestand an Immobilien wie in Wien oder China, oder ein Staat mit geringen Bestand an Wohnraum wie in Deutschland.