Der Trend der Staatsquoten

12.01.2024

Der Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt ist heute sehr viel höher als vor einhundert Jahren. Der Trend zeigt immer noch nach oben, sowohl in den Industrieländern wie auch in den Entwicklungsländern.

Der IMF Data Mapper stellt Daten zu unterschiedlichen Themen zur Verfügung, u.a. auch zum Anteil der Staatsausgaben am BIP. Die Karte oben zeigt in Dunkelbraun die Länder, deren Staatsausgaben mehr als 40% vom BIP ausmachen. Hellbraun sind die Länder, deren Anteil bei 30-40% liegt, und dann wird es mit abnehmender Staatsquote (Staatsausgaben/BIP) immer blasser, wobei weiß bedeutet, dass keine Daten vorliegen.

Staatsausgaben/BIP über die Zeit in Prozent
Staatsausgaben/BIP über die Zeit in Prozent

Die Daten des IWF gehen teilweise zurück bis ins Jahr 1800, so dass sich die Entwicklung der Staatsquote über die Jahrhunderte und Jahrzehnte verfolgen lässt. Die obige Abbildung zeigt, dass der Trend stets nach oben zeigte. Von einigen Ausnahmen abgesehen steigen die Staatsausgaben als schneller als das BIP, auch in Friedenszeiten. Die beiden Weltkriege sind deutlich als Spitzen zu erkennnen, ebenso wie die Entwicklung der Wohlfahrtsstaaten in der Nachkriegszeit. Dabei sind die Länder mit den hohen Staatsquoten im Wesentlichen die OECD-Länder, also die industrialisierten Länder. Dies mag überraschen, weil man ja denken könnte, dass ein großer Staat viele Ressourcen beansprucht und daher für die Privatwirtschaft weniger Ressourcen bleiben. Allerdings zieht dieses Argument in der Realität nicht. Es ist wohl der Massenkonsum in Verbindung mit guter staatlicher Infrastruktur, welcher die Ausbildung einer Industrie gefördert hat.

Der Umkehrschluss bestätigt das Argument. Die Länder, in den die staatlichen Ausgaben als Anteil am BIP gering ausfallen, gehören zu den ärmsten Ländern ihrer jeweiligen Region. Haiti in der Karibik, Venezuela in Südamerika, der Yemen im nahen Osten oder Äthiopien in Ostafrika – der Mangel an staatlicher Infrastruktur scheint deutliche Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft einer Nation zu haben.

Hier ist die IWF-Liste mit den Ländern, deren Staatsquote am geringsten ausfällt:

  • Haiti.  8.29

  • Lebanon.  11.25

  • Venezuela.  11.99

  • Yemen.  12.17

  • Iran   12.27

  • Ethiopia   12.7

  • Bangladesh   13.02

  • Guinea.  13.94

  • Guatemala.  14.36

  • Nigeria   14.39

  • Gabon.  16.21

  • Equatorial Guinea.  17.2

Wer also wirtschaftliche Entwicklung, Produktivitätswachstum und eine starke Industrie befürwortet, der sollte sich fragen, wie der Staat dabei produktiv helfen kann. Investitionen in Verkehrsinfrastruktur, Gesundheit, Soziales, Recht und Ordnung, Bildung und Forschung & Entwicklung sind die Grundlagen einer modernen Wirtschaft.